30. April 202475. Meisterfeier mit Rekordzahl an Absolventen und Gästen
990 neue Meisterinnen und Meister und 18 Prüfungsbeste erlangten Spitzenqualifikation des beruflichen Bildungswegs
Eine Meisterfeier im Düsseldorfer „Dome“: Für die Düsseldorfer EG aktuell ein meilenweit entfernter Wunschtraum, für 990 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen der letztjährigen Meisterprüfungen an Rhein, Ruhr und Wupper ein fieberhaft erwartetes Nah-Ereignis: Erstmals in der 75-jährigen Geschichte der zentralen Düsseldorfer Meisterfeier richtet die gastgebende Handwerkskammer die größte Saalveranstaltung des deutschen Handwerks an einem Samstag aus - mit Rücksicht auf einen Terminengpass beim Spitzengast und Hauptredner, Ministerpräsident Hendrik Wüst, aber auch in der Hoffnung auf maximale Resonanz an einem Tag, der den Teilnehmenden die Verknüpfung mit weiteren Event-Optionen in der Rheinmetropole erlaubt.
Eine Erwartung, die sich bestätigt: Die HWK rechnet am 4. Mai mit rund 3000 Gästen und damit einer Rekordbeteiligung der letzten 25 Jahre. Dies nicht zuletzt auch, weil in ihrem Bezirk so viele Jungmeisterinnen und Jungmeister die bedeutendste Aufstiegsfortbildung im beruflichen Bildungswesen erfolgreich durchlaufen haben wie in den letzten zehn Jahren nicht. Eine „kleine Renaissance des Meisterbriefs“, die fürs Handwerk mit Blick auf dringend benötigte Unternehmensnachfolger und Gründende „von unschätzbarem Wert ist“, so HWK-Präsident Andreas Ehlert vor Journalisten am Dienstag im Vorfeld der Jubiläumsmeisterfeier. Hauptmotivation hinter der Fortbildungsanstrengung von im Schnitt 1500 Lehrgangsstunden sei der Wunsch auf höheres Einkommen und berufliches Fortkommen, so bestätigt es auch eine Umfrage der Kammer im Kreis der Meisterabsolventen. Satte 82 Prozent der Befragten bewerten danach ihre beruflichen Chancen mit dem Meisterbrief als „sehr gut“ oder „gut“.
Als Höhepunkt des bevorstehenden Festaktes kündigte Ehlert ein Defilee der 18 jahresbesten Prüfungsabsolventen auf die Zentralbühne an, die dort aus den Händen des NRW-Regierungschefs und des Handwerkspräsidenten unter Konfettiregen ihre Meisterbriefe und gesonderte Urkunden für den besonderen Erfolg in Empfang nehmen werden.
Der Meisterjahrgang 2023 fällt nicht nur aufgrund seiner großen Anzahl positiv auf, auch einige bemerkenswerte „innere Werte“ kennzeichnen ihn. So kletterte die Zahl der weiblichen Fortbildungsabgänger erstmals seit einer halben Dekade wieder: um immerhin drei Prozentpunkte auf 23 Prozent. „Hocherwünscht und von der Kammer massiv flankiert“, freute sich Ehlert beim Pressetermin darüber. Ebenso wie über den weiteren Anstieg an Absolvierenden in den für die Energiewende besonders wichtigen Meisterbranchen SHK (von 90 auf 106) und Elektrotechnik (von 70 auf 74). Traditionell übertroffen werden diese Zahlen nur von den erfolgreichen Prüfungsteilnahmen in der Kraftfahrzeugtechnik (203/ 37 mehr als 2023). Etwas weniger Jungmeisterinnen und -Meister meldet dagegen das Friseurhandwerk (103, nach 117 im Vorjahr). Erstmals in den TOP 5 der beliebtesten Meisterberufe platziert ist der Augenoptiker mit 87 nachrückenden Titelträgern, gefolgt von den Malern/ Lackierern (67) und den Tischlern (63).
Jeder Elfte, der sein Qualifizierungsziel erreichte, ist diesmal ausländischer Nationalität – ebenfalls ein Anstieg, und Beleg für die unveränderte Attraktivität der „Marke“ Meister auch jenseits der Landesgrenzen. Meisterurkunden krönen eine „Karriere mit Lehre“ von Aspiranten unter anderem aus der Dominikanischen Republik, aus Indien, Kirgisistan und Taiwan und zweimal auch aus der kriegsgeschüttelten Ukraine.
Im Kammerbezirk selbst hält Düsseldorf den Spitzenrang an Prüfungsteilnahmen (89), vor den Umlandkreisen Mettmann (76), Viersen (70) und Neuss (67). Vom Unteren Niederrhein stammen 115 neue Meisterinnen und Meister (Kr. Kleve: 59; Kr. Wesel: 56); in Essen stehen dem Handwerk 50 qualifizierte Nachwuchsführungskräfte zur Verfügung.
Fast alle jungen Meisterinnen und Meister eint der Wille, frisch erworbenes Wissen und Können auf fachlichem Spitzenniveau an die nächste Generation weitergeben zu wollen. 93 Prozent der Absolventen erklärten im Rahmen der Kammerumfrage, später selbst Nachwuchs ausbilden zu wollen.
Einen kleinen Einbruch verzeichnete dagegen die Bereitschaft, sich auf Basis der neu errungenen Spitzenqualifikation im Handwerk selbstständig zu machen: 49 Prozent der von der HWK danach befragten Prüfungsteilnehmer hatten bereits gegründet bzw. planen diesen Schritt kurzfristig oder grundsätzlich; ein im langjährigen Vergleich nur durchschnittlicher Wert. Im Vorjahr hatten noch 67 Prozent der damaligen Meisterprüflinge entsprechende Absichten bekundet. Allerdings sind knapp 29 Prozent der Jungmeister zur Frage einer späteren Existenzgründung aktuell noch unentschieden.
Dämpfend auf den Gründungswillen wirken sich jedenfalls die derzeitigen äußeren Rahmenbedingungen für junge oder frisch übernommene Handwerksbetriebe aus. Jeder zweite Antwortende bezeichnete sie in der HWK-Umfrage als nur mäßig. Die mit je rund 60 Prozent Nennungen mit Abstand größten Befürchtungen gelten dabei zum einen der bürokratischen Belastung, die mit einer Betriebsführung heute verbunden ist. Eine begründete Sorge: im Rahmen einer anderen, vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) beauftragten Umfrage gaben bundesweit 74 Prozent der befragten Handwerksbetriebe an, dass der Bürokratieaufwand in den letzten 5 Jahren gestiegen sei. Zum anderen teilt eine Mehrheit der von der HWK befragten Jungmeister die Einschätzung, keine Fachkräfte finden zu können.
„Ein Land in Sorge vor einer schrumpfenden Ökonomie und Wohlstandsverlusten muss dringender und durchgreifender denn je den unternehmerischen Freiheitsraum wiederherstellen, der vor allem in den Jahren seit Corona in einem regelrechten Verhau an Vorschriften unterzugehen droht, und den beruflichen Bildungsweg so attraktiv ausgestalten, wie vor 20 Jahren den akademischen,“ ordnete Ehlert das Feedback der nachrückenden Führungskraft-Generation mit Meistertitel ein.