9. Juli 2024Dinslakener Leon Uhlig ist Auszubildender des Monats Juli
„Ich bin ein sehr praktischer Mensch!“
„Autos – das sind die größten Maschinen, die man als Mensch im Alltag bewegen kann“, begeistert sich Leon Uhlig für sein Metier als angehender Kraftfahrzeugmechatroniker. Dabei hat der Dinslakener längst die Zukunft seiner Branche im Blick, und „tankt“ seinen Lernstoff in der fachlichen Spezialisierung in System- und Hochvolttechnik, die den größten Mobilitätsberuf für ein verbrennerfreies Zeitalter rüstet – und die Vortrieb ohne die tonnenschweren Aggregate löst, wie sie heute unter der Haube von Luxuskarossen, Rennsportboliden und Nutzfahrzeuge zu finden sind.
Macht nichts, ist der effizienztechnologie-affine „Durchstarter“ doch auf die Ära der Stromer gleich doppelt gut vorbereitet – nachdem er bereits vor vier Jahren eine erste Berufslehre zum Industrieelektriker für Betriebstechnik bei Siemens erfolgreich absolviert (und anschließend ein für ihn unbefriedigend theorieüberfrachtetes Maschinenbaustudium abgebrochen) hat. Aber: Trotz faszinierender Ausbildungsabschnitte während seiner ersten Lehre, etwa im Montagecamp für Vorarbeiter aus Israel für ein neues Werk dort: „Die Fehlersuche am Schaltschrank nach einem Kurzschluss in irgendeinem Schutz an einer Großanlage kann auf die Dauer doch ermüden“, berichtete der 25-Jährige aus seiner bereits bewegten Qualifizierungs-Biografie. Und dennoch, aus gutem Grund stand am Dienstag auf einem Pressetermin in Dinslaken in seinem jetzigen Ausbildungsbetrieb, dem Werkstattunternehmen Ralf Lipka GmbH, Einer im Mittelpunkt, der ein leuchtendes Beispiel für andere Berufsanfänger abgibt: Leon Uhlig, als „Lehrling des Monats“ Juli ausgezeichnet von der Handwerkskammer Düsseldorf und der Kreishandwerkerschaft Wesel.
Denn Leon konnte sich bei seinen (Um)Entscheidungen immer auf seinen Genius verlassen: „Ich lerne in der Praxis, und das schnell. Eine Einweisung genügt, dann mache ich´s. Ich bin einfach ein sehr praktischer Mensch!“ – Vor allem das Ingenieursstudium hatte dem mehrere Musikinstrumente beherrschenden Abiturienten da entschieden zu wenig Betätigungsraum geboten: „Baupläne, während Corona noch dazu am Bildschirm, und sich in Projektarbeiten und für Klausuren anschließend auch noch darüber Gedanken machen – das war alles andere als griffig.“ Mit der Ausbildung zum Kfz-Techniker hat der Rallyesport-Begeisterte nun seine professionelle Bestimmung vorerst gefunden. Seine Domäne: Reparieren, wo reparieren geht, möglichst mit ganzheitlichem Blick, statt ganze Komponenten einfach zu tauschen und womöglich wegzuschmeißen. „Wenn eine Bremsleuchte defekt ist, sehe ich mir das ganze System an, damit es nachhaltig wieder funktioniert.“ Meister Lipka bestätigt: Den akribischen „Leon habe ich schon nach fünf Monaten hier selbstständig arbeiten lassen können.“
„Leon Uhlig ist nicht nur in seiner Materie fix und sehr gut – er ist auch hochflexibel,“ würdigte Kammerpräsident Andreas Ehlert das Nachwuchstalent in seiner Laudatio. Und in der Tat: Reichlich Behauptungswillen hat Leon längst auch unter unerfreulichen Umständen unter Beweis stellen müssen: während der Prüfungsphase seiner elektrotechnischen Erstausbildung wurde bei ihm ein (glücklicherweise später als gutartig diagnostizierter) Tumor festgestellt. Und mitten in seine zweite Lehre platzte die Nachricht, dass sein Ausbildungsbetrieb den Standort schließt. Leon selbst suchte - mit Unterstützung der Kreishandwerkerschaft - und fand selbst eine aufnehmende Firma: Die benachbarte Kfz-Werkstatt von Ralf Lipka.
Kreishandwerksmeister Günter Bode verband sein Lob für die „besondere Ernsthaftigkeit, Umsicht und Leistungsstärke“ der herausragenden Nachwuchskraft entsprechend auch mit einer wertschätzenden Botschaft an die Adresse des ausbildenden Innungsbetriebs und seines Inhabers: „Da droht ein Lehrling ein Jahr vor der Prüfung zu stranden, weil ein Unternehmen einen Standort aufgeben muss – und ein anderer Betrieb steht gleich auf der Matte, um den woanders unterwiesenen Azubi ohne groß zu zucken zusätzlich unter seine Fittiche zu nehmen!“, freute sich Bode über das kollegiale Einstehen unter Wettbewerbern.
„So groß ist die Anstrengung nun auch nicht“, entgegnete Gastgeber und Ausbilder Lipka: „Denn Leon kann bereits so ziemlich Alles“ – und er wisse auch „überragend viel: Die schlechteste Note auf seinem Zwischenprüfungszeugnis war eine Eins!“ - Nach bestandener Gesellenprüfung erwägt der so Gewürdigte nun die Meisterfortbildung als nächsten Qualifizierungs-Baustein. Der bodenständige, schon länger verlobte Leon Uhlig kann sich für seinen weiteren Werdegang aber - einmal mehr – beruflich auch einen Tapetenwechsel vorstellen: „Es reizt mich, einen Produktionsbetrieb der Kfz-Zulieferbranche von innen kennenzulernen!“, bekannte Leon, der besondere Auszubildende, der fachliche Anforderungen scheinbar anstrengungslos durchmisst. Und der für eine eventuelle neuerliche berufliche Veränderung nicht nur die Rundumsicht für ein effizientes Ineinandergreifen von digitaler und mechanischer Verfahrenstechnik mitbringt – sondern vor allem Anpassungsfähigkeit und ein sicheres Gespür für seine eigene Schrittfolge: als Ineinandergreifen von Erfahrungen und Skills im Umgang mit maschinengebundener Technik. „So wächst ein Baum. Leon Uhlig kann es in der Kfz-Branche weit ins Management bringen,“ prophezeit Handwerkspräsident Andreas Ehlert.