(v. l.): Präsident Andreas Ehlert, Schulministerin Yvonne Gebauer und WDR-Moderator Helmut Rehmsen
HWK Düsseldorf
(v. l.): Präsident Andreas Ehlert, Schulministerin Yvonne Gebauer und WDR-Moderator Helmut Rehmsen

Pressemitteilung Nr. 4 vom 25.1.2021Handwerk spricht mit Ministerin Gebauer

Ministerin: Berufskollegs im zweiten Lockdown digital besser aufgestellt - Handwerkspräsident mahnt noch mehr politische Flexibilität bei der Lösungssuche an

„Dieser Austausch war wichtig!“ – Dieses gemeinsame Fazit zogen NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer und der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf Andreas Ehlert am Donnerstagabend zum Abschluss einer anderthalbstündigen, lebhaften Diskussion über die Auswirkungen der verlängerten Schul-Schließungen auf Auszubildende und die gewerbliche Wirtschaft, auf das Prüfungswesen und auf die generellen Perspektiven für die duale Ausbildung im Handwerk in diesem Jahr. Insgesamt 130 Innungs-, Verbands- und Unternehmensverantwortliche und Mitarbeiter hörten bei der 2. virtuellen Podiumsveranstaltung der Kammer unter dem Titel „Handwerk spricht mit..“ die Lageeinschätzungen der Fachministerin und des Gastgebers und beteiligten sich rege mit Fragen und Erfahrungen an der Debatte. Ihre Einlassungen machten deutlich: Die Besorgnis um die Arbeitsfähigkeit der Betriebe und um den künftigen Zugriff auf Berufsnachwuchs ist groß. Pointiert und an den Themen dranbleibend moderierte WDR-Journalist Helmut Rehmsen die Videokonferenz.

„Das Ausbildungsjahr 2020 war eigentlich eine Katastrophe!“, machte Präsident Ehlert die Priorität aus Handwerkssicht gleich zu Beginn des Podiumsdialogs klar. Dank intensiver Kommunikationsanstrengungen habe der coronabedingte Rückgang bei den Ausbildungs-Neuverträgen zwar bei einem Minus von 8 Prozent eingedämmt werden können. „Aber das Jahr 2021 muss unbedingt besser werden!“, so Ehlert. „Das Handwerk braucht den Nachwuchs, die Arbeit in den Betrieben ist da!“ Bereits im Frühjahr hätten die Ausbildungsunternehmen auszugleichen gesucht, was in der Berufsschule und an überbetrieblicher Unterweisung nicht möglich gewesen sei. An Gesundheitsvorsorge in den Betrieben mangele es nicht. „Die ist hervorragend“, so Ehlert. Schulministerin Gebauer bestätigte dies und erklärte, sie wolle daran festhalten, dass Betriebspraktika wenigstens für ältere Schüler und für mindestens fünftägige Betriebsaufenthalte möglich blieben. Darüber hinaus arbeite man an Lösungen für eine verbesserte digitale Berufsorientierung und virtuelle Hinführung zu praktikums- und ausbildungsanbietenden Unternehmen.

Beim Thema der aktuellen Unterrichtsversorgung ließ die Bildungsministerin keinen Zweifel an ihrer Priorität für physische Anwesenheit am Lernort Schule und begründete diese Haltung auch mit Blick auf das Mitkommen Lernschwächerer. „Deren Seelen dürfen nicht verkümmern!“, so Gebauer wörtlich. Die Ministerin kündigte eine Rückkehr zu Präsenzunterricht „zum schnellstmöglichen Zeitpunkt“ an. Ehlert würdigte diese Zielsetzung und gestand auch zu, dass es „mit dem Online-Lernen bei gewissen Schwächen bei den Leitungen und Netzen seit Herbst insgesamt besser klappt – auch an Berufskollegs,“ mahnte aber andererseits zu noch mehr Flexibilität auf Ebene der Administration beim Umgang mit den Problemen: Es brauche mehr schulische Betreuungsangebote; die berufstätigen Eltern fehlten andernfalls den Betrieben – ein Votum, das gleich mehrere Teilnehmer der virtuellen Veranstaltung unterstützten. „Warum nutzen wir nicht zum Beispiel auch leere Kinosäle für Schülergruppen?“, so Ehlert, der im Übrigen auch ein Ausweiten der Test-Kampagne forderte. „Warum ermöglichen wir nicht auch Selbsttests?“ Perfektion sei in der aktuellen existenziellen Krise „nur die zweitbeste Lösung.“ Dies gelte auch beim Datenschutz, bei dem der Handwerkspräsident sich dafür aussprach, dass Schulen es ermöglichen sollten, wenn Unternehmen mit interessierten Schülern in Kontakt treten wollten.

Die Ministerin machte hinsichtlich der Unterbringungsmöglichkeiten von Schülern in Hotels und anderen Ausweichstätten rechtliche und personelle Kapazitätsprobleme geltend, bestätigte ihrerseits Fortschritte in der digitalen Stoffvermittlung und verwies auf gezielte Fortbildungsförderung der Pädagogen. Die Landesregierung habe ihren Anspruch an digitalen Unterricht formuliert und den Schulen ein Budget für entsprechende Kurse zur Verfügung gestellt. An leistungsfähiges Internet sei binnen drei Jahren der Großteil der Schulen angeschlossen worden.

Beim Thema Abschlussprüfungen bat Kammerpräsident Ehlert die Fachministerin dringlich darum, die Verabredung im NRW-Ausbildungskonsens nachzuhalten, „dass das Handwerk weiter prüfen kann. In der Öffentlichkeit wird nur vom Abitur gesprochen. Die Gesellenprüfung ist mindestens genauso wichtig!“. Ministerin Gebauer sagte dies zu und kündigte konkret an, über die Schulträger sicherzustellen, dass geeignete Prüfungsräume für die Durchführung von Abschlussprüfungen bereitstünden. „Mir liegt die Stärkung der beruflichen Bildung sehr am Herzen!“, betonte die Schulministerin. Präsident Ehlert würdigte diesen letzten Satz seines Gastes ausdrücklich und bedankte sich für die Teilnahme und gewonnenen Einsichten mit einem süßen Unikat aus Konditorenhand – nicht ohne der Ministerin noch eine entscheidende Botschaft mitzugeben: „Das Handwerk braucht eine Öffnungsperspektive!“ 

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