Kammerpräsident Andreas Ehlert und Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann
HWK Düsseldorf
Kammerpräsident Andreas Ehlert und Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann

Pressemitteilung Nr. 65 vom 15.10.2021Handwerkskammer legt Herbstgutachten vor

Dank Ausbau-Boom und Aufhol-Dynamik in zuvor kontaktbeschränkten Branchen: Das Handwerk überwindet die Corona-Krise

Das Konjunkturklima im Handwerk an Rhein Ruhr und Wupper hat sich in diesem Herbst deutlich erholt. Der von der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf per repräsentativer Umfrage ermittelte Geschäftsklimaindex kletterte gegenüber der Frühjahrsumfrage um 7 Punkte auf jetzt 122 Punkte. Der Aufschwung verdankt sich zum Einen massiven Investitionen in den Gebäudebestand - das Geschäftsklima im Ausbaugewerbe stieg auf 134 Punkte - ; zum Anderen einer ausgeprägten, nachholenden Konjunkturdynamik in den zuvor von Kontaktbeschränkungen hauptbetroffenen Branchenbereichen des Lebensmittelhandwerks (Klimaindex 120 Punkte, nach 88 im Frühjahr), des Kfz-Gewerbes (Klimaindex 106 Punkte / 92) und der personenbezogenen Dienstleistungsberufe (105 / 67). „Die Zeichen im Handwerk stehen jetzt wieder auf Wachstum", ordnete HWK-Präsident Andreas Ehlert das Umfrageergebnis bei der Veröffentlichung des  Herbstgutachtens Handwerk am Freitag ein.

Die Unternehmen gehen auch für die nahe Zukunft weit mehrheitlich von einer stabilen Konjunkturentwicklung aus: 21 % rechnen mit einem verbesserten, 67 % mit gleichbleibendem und nur 12 % mit einer Eintrübung des Geschäftsgangs. Sowohl das Auftragsklima (109 Punkte) als auch das Investitionsklima (108) befinden sich wieder im positiven Bereich. 30 % der repräsentativ befragten Firmen (Rücklauf: 1300) verzeichneten Umsatzzuwächse. Im Frühjahr hatte der Saldo der Angaben für ein Umsatz-Plus oder -Rückgang noch bei minus 22 Prozent gelegen. Ehlert: „Ein besonders klares Anzeichen der Konsolidierung“. Landesweit sind die Umsätze im Handwerk im 2. Quartal laut IT NRW um 12,7 % gestiegen; die Handwerkskammer erwartet für 2021 ein deutliches Umsatz-Plus. Die Auftragsreichweite liegt mit 8,2 Wochen um 0,6 Wochen höher als vor einem Jahr; im Ausbaugewerbe beträgt sie wie im Frühjahr 9,6 und im Bauhauptgewerbe 12,6 Wochen; die Auslastung der Betriebe erreicht mit 78 % bereits annähernd wieder Vor-Pandemie-Niveau.

In drei der vier Wirtschaftsregionen des Kammergebietes - Linker Niederrhein, Ruhr-West und Großraum Düsseldorf - hellte das Geschäftsklima mindestens im Kammerschnitt auf; im Bergischen Land verharrte es bei (immer noch guten) 118 Punkten.

Fachkräftemangel und Materialknappheit hemmen

Bremsen könnten die Aufwärtsentwicklung die wachsende Personalnot - und die Materialknappheit: 37 Prozent der Unternehmen (mehr als je zuvor) meldeten aktuell nicht besetzte Stellen, nur 17 % konnte zusätzliches Personal auch gewinnen und einstellen. Stark gestiegene Bezugskosten für knappe Rohstoffe und Halbzeug trieben - trotz moderater Weitergabe an die Auftraggeber - das Verkaufspreisklima auf ein historisches Level von 144 Punkten hoch.

„Vor allem Zulieferer und das Bauhauptgewerbe konnten und können wegen der Materialkrise zeitweise nur eingeschränkt arbeiten. Entspannung beim Akutproblem Material- und beim Strukturproblem Nachwuchsmangel sind deshalb Grundvoraussetzung, dass der Aufschwung im Handwerk stabil bleibt,“ fasste Ehlert das Lagebild zusammen. Das fürs Handwerk existenziell wichtige Thema Fachkräftesicherung müsse für eine neue Bundesregierung Top-Priorität haben, betonte Ehlert, der auch Präsident der NRW-Dachorganisation HANDWERK.NRW ist.

„Wirtschaftswachstum, Klimaschutz, Digitalisierung. All das geht nur mit gut ausgebildeten Fachkräften.“ Ehlert forderte eine Exzellenzinitiative für berufliche Bildung und eine Modernisierungsoffensive für die Berufsschulen - und ein gesamtgesellschaftliches Umdenken: „Wenn der Sohn eines Anwalts Meister wird, ist das kein Abstieg. Wenn eine junge Frau sagt, ich will Steinmetzin werden, mit oder ohne Abitur, ist das kein Abstieg.“

Ehlert: "Jetzt die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen!"

Mit Blick auf kommende Koalitionsverhandlungen in Berlin mahnte der Handwerkspräsident forcierten Bürokratieabbau und steuerliche Entlastungen für den handwerklichen Mittelstand an. „Wir müssen jetzt die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen!“, forderte Ehlert. Konkret stellte er sich gegen „jedwede“ Erhöhung der Einkommensteuer oder Einführung einer Vermögensteuer.

„Die Unternehmensteuer bei Einzelunternehmen ist die Einkommensteuer. Eine Erhöhung belastet die Bäckermeisterin und den Malermeister von nebenan und schwächt deren Investitionsspielraum.“ Der Bund müsse außerdem „mehr Tempo bei der Modernisierung unseres Landes vorlegen: beim Klimaschutz, bei der Mobilitätswende, bei der Digitalisierung“, so Ehlert.

Bei der Klimapolitik müsse künftig „Technologieoffenheit für Innovation statt kleinteiliger Dirigismus“ vorherrschen, in der Digitalpolitik „schnelles Internet für jeden Betrieb und jeden Nutzer“ der Maßstab sein. Neben eine ökologische müsse finanzpolitische Nachhaltigkeit treten, ergänzte Ehlert die Agenda des Handwerks: Das Rentensystem müsse ergänzt und zukunftssicher gemacht, ein Anstieg der Sozialversicherungs-beiträge vermieden werden. „Jede Erhöhung hier ist für das personalintensive Handwerk eine überproportionale Belastung“, so der Düsseldorfer Handwerkspräsident. 



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