Die Teilnehmenden posieren vor einer Maschine im Tischlereibetrieb von Thomas Klode.
Wilfried Meyer
HGF Dr. Fuhrmann, Thomas Klode, Vorsitzender Fachverband des Tischlerhandwerks NRW und Präsident Andreas Ehlert

25. April 2025Frühjahrsgutachten: Handwerk verharrt im konjunkturellen Tal

Ehlert: "Neue Bundesregierung muss jetzt liefern"

Das Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper steckt weiter in der Konjunkturflaute. Auch im Frühjahr 2025 gibt es keine Trendwende, wie das aktuelle Konjunkturgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf zeigt. Der Geschäftsklimaindex fällt im Vergleich zum Vorjahr um drei Punkte auf 109 Zähler und bleibt damit deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. Immerhin: Die Erwartungen für das kommende Halbjahr entwickeln sich leicht positiv.

„Dem Handwerk steht erneut ein schwieriges Jahr bevor. Unsere Wirtschaft wird voraussichtlich das dritte Jahr in Folge nicht wachsen. Die Rezession und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit führen auch bei den Kundinnen und Kunden des Handwerks zu einer deutlichen Konsum- und Investitionszurückhaltung. Das spüren unsere Betriebe in den Auftragsbüchern“, erklärte Kammerpräsident Andreas Ehlert bei der Vorstellung der Zahlen am Freitag in Düsseldorf.

Die Geschäftslage der Betriebe hat sich weiter eingetrübt: Mittlerweile spricht mehr als jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) von einer schlechten Situation. Vor allem die Umsatz- und Auftragssituation ist angespannt: In fast allen Handwerksbranchen gibt es deutlich mehr Betriebe mit Einbußen als mit Zuwächsen; nur 20 Prozent aller antwortenden Betriebe (Rücklauf: 1.156) konnten steigende Auftragseingänge verbuchen.

Solardachboom und Netzeverlegung helfen dem Baugewerbe etwas auf.

Besonders unter Druck stehen erneut die Handwerke für den gewerblichen Bedarf sowie das Lebensmittelhandwerk. Stabiler zeigen sich das Gesundheitsgewerbe und, dank lebhafter Nachfrage im Dachdeckerhandwerk und im Tiefbau, das Bauhauptgewerbe. Letzteres werde - so Ehlert - vom angekündigten Infrastruktur-Sondervermögen profitieren, „aber die Mittel müssen jetzt auch schnell fließen“. Auch das Kfz-Handwerk meldet dank starker Nachfrage im Werkstattgeschäft eine stabilisierte Auftragslage.

Auf den Arbeitsmarkt schlägt die anhaltende Flaute voll durch. Demografiebedingte Mitarbeiterver-luste, eine schwache Auftragslage und ungewisse Perspektiven lassen die Firmen im Handwerkssektor bereits das 3. Jahr in Folge auf die Beschäftigungsbremse treten. Fast jedes vierte Unter-nehmen weist gegenüber Herbst verringerte personelle Kapazitäten auf. Sorgen bereitet Ehlert zudem das schwache Investitionsklima, das mit 88 Punkten einen Tiefpunkt erreicht hat: „Wir erleben eine verfestigte Investitionsschwäche im Handwerk. Ohne stärkere private Investitionen wird es keinen Aufschwung geben. Das Sondervermögen allein wird nicht reichen.“

Politische Perspektive auf Stromkostensenkung positiv, fehlende Sozialabgaben-Bremse negativ

Angesichts der handfesten Konjunkturflaute habe das Handwerk hohe Erwartungen an die schwarz-rote Koalition. „Die neue Bundesregierung muss jetzt dringend Impulse liefern, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Die großen strukturellen Probleme unseres Landes erlauben keine Schonfrist“, so Ehlert. Beim Koalitionsvertrag gebe es Licht und Schatten: „Die verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten, die Reduzierung der Körperschaftsteuer und die Absenkung der Stromsteuer sind gute Schritte. Das entlastet unsere Betriebe und schafft Anreize für Investitionen.“

Auch bei der Stärkung der beruflichen Bildung und beim Bürokratieabbau ließen sich viele sinnvolle und notwendige Punkte ausmachen, die jetzt schnell umgesetzt werden müssten. Vage bleibe das Regierungsprogramm hingegen bei der Senkung der Einkommensteuer: „Hier hätte ich mir deutlich mehr Ambitionen gewünscht, denn 80 Prozent unserer Betriebe unterliegen als Personengesellschaften der Einkommensteuer“, so der Handwerkspräsident.

Als „enttäuschend“ kritisierte Ehlert den sozialpolitischen Teil: „Bei der Rente wird der Elefant im Raum einmal mehr ignoriert und die bestehende Schieflage zementiert. Einer weiteren Bundes-regierung fehlt hier der Mut zu grundlegenden Reformen“. So drohten die Sozialversicherungs-beiträge aus dem Ruder zu laufen. „Wir müssen stattdessen zurück zur 40-Prozent-Grenze“, forderte Ehlert. „Die aktuellen Sozialabgaben auf Rekordhöhe belasten das Gros unserer Betriebe überstark und führen dazu, dass unseren Beschäftigten weniger Netto vom Brutto bleibt.“  

Erwartungen tendieren freundlicher.

Anlass zu leisem Optimismus liefert das Handwerk selbst. Erstmals seit zwei Jahren weisen die Einschätzungen der Unternehmen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden sechs Monaten wieder einen positiven Saldo aus. Auch die Entwicklung der Ausbildungszahlen im Kammerbezirk Düsseldorf zeigt mit einem Plus von einem Prozent leicht nach oben. Andreas Ehlert: „Das Handwerk im Kammerbezirk Düsseldorf mahnt nun an, dass mit dem Ende des politischen Vakuums in Berlin Stabilität zurückkehrt und der wirtschaftspolitische Stillstand überwunden wird", resümierte Ehlert.  

 

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