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HWK Düsseldorf

25. Mai 2022Mehr Existenzgründer in der Pandemie

Info- und Coaching-Kampagne "Genau mein Ding!" erfolgreich angelaufen

Überraschung: Im ersten Pandemie-Jahr 2020 hat es so viele qualifizierte Existenzgründungen im Handwerk im HWK- und Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben wie in den zehn vorangegangenen Jahren nicht. 1.665 Jungunternehmerinnen und -Unternehmer mit Meisterbrief oder vergleichbarer Qualifikation eröffneten zwischen dem 1.1. und 31.12. des vorvergangenen Jahres einen Fachbetrieb in einem der 51 sog. Vollhandwerke. Im letzten – ebenfalls von monatelangen Kontakt-beschränkungen geprägten - Jahr fiel das Gründungsaufkommen im Vollhandwerk zwar auf rund 1.300 zurück, verharrt damit aber gegenüber den Vor-Pandemiejahren mit jahresdurchschnittlich rund 1100 Neugründungen auf einem immer noch deutlich erhöhten Level. Auch die von der größten Handwerkskammer des Landes beratenen und begleiteten Gründungsvorhaben hatten zwischen 2015 und 2019 von unter 700 auf über eintausend Fälle zugenommen. „Gründungswillige mit Meisterbrief waren bis zur Pandemie wieder verstärkt von Zuversicht und Lust auf selbstverantwortete Leistung in unternehmerischer Unabhängigkeit getragen, aber auch von mehr gesellschaftlicher Wertschätzung und politischem Rückenwind für diese Entscheidung. Sie haben die Rahmenbedingungen für das unternehmerische Risiko häufiger als günstig beurteilt,“ kommentierte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, die Start-up-Bilanz des Handwerks am Mittwoch vor Journalisten in der Landeshauptstadt.

„Auch werden die typischerweise sehr nachhaltigen Gründungsvorhaben im Handwerk in der Regel mehrere Jahre lang vorbereitet. Kurzfristige Ereignislagen selbst in der Dimension einer Pandemie halten Gründungsbereite von der Umsetzung ihres Plans nicht ab,“ erläuterte Ehlert den Hintergrund. Dass der Gründermut auch im zweiten Jahr der CoviD-Einschränkungen ungebrochen vorhanden ist, belegt eine aktuelle Umfrage der Handwerkskammer unter allen 826 letztjährigen Absolventen der Meisterprüfungen in ihrem Bezirk.  Danach streben 58 Prozent der Befragten früher oder später eine berufliche Selbstständigkeit an. Der langjährige Durchschnitt der von der Kammer seit Jahrzehnten regelmäßig wiederholten Befragung liegt bei rd. 50 Prozent.

Mehr Gründungswillige, mehr Gründungsberatung, mehr Gründungen

Die wieder erhöhte Gründungsbereitschaft im Handwerk schlägt allerdings noch nicht auf die Chancen für etablierte Unternehmen durch, einen externen Nachfolger zur Fortführung ihres Meisterbetriebs zu finden. Im Gegenteil: Die Zahl der registrierten Firmenfortführungen durch Existenzgründer in den 51 meisterpflichtigen Gewerken sank in 2020 und ´21 auf kammerweit rund einhundert und damit auf einen Tiefstand. Die Konsequenz: Die Nachfolgerlücke im Vollhandwerk, das knapp die Hälfte aller Betriebe, 2/3 der Erwerbstätigen, 85 % aller Lehrlinge und 85 % der Gesamtumsätze des Handwerkssektors stellt, vergrößert sich. Nach Angaben des ZDH stehen bundesweit mehr als einhunderttausend Handwerksunternehmen in den nächsten fünf Jahren vor der Herausforderung eines Eigentümerwechsels, weil ihre Inhaber aus der Baby-Boomer-Generation ins `Rentenalter´ kommen. Mehr als 60 % dieser Betriebe können nicht auf eine familieninterne Lösung hoffen. „Die sich vergrößernde Nachfolgerlücke ist ein Alarmsignal für den Arbeitsmarkt und die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft,“ kommentierte Ehlert. Umbruchartige aktuelle Herausforderungen wie das Nahziel rascher und umfassender Fortschritte beim technischen Klimaschutz an Gebäuden, Anlagen und der Mobilität könnten „ohne ein breit und personell gut aufgestelltes Handwerk nicht im erforderlichen Ausmaß oder gar nicht bewältigt werden“, so Ehlert. 

Um dem Nachfolgermangel entgegenzuwirken und Meisterinnen und Meister, aber auch Hochschulabgänger, Studienzweifler und Quereinsteiger mit Ambition für den Schritt in die berufliche Unabhängigkeit und von den Vorteilen speziell einer Betriebsübernahme zu überzeugen, hat die Handwerkskammer Düsseldorf bereits im Herbst des vergangenen Jahres eine Service-Kampagne unter dem Begriff „Genau mein Ding!“ gestartet - mit zahlreichen, kostenlosen Informationsangeboten und individueller Beratung der Zielgruppe. Fester Bestandteil des Programms sind ferner Online-Workshops zu den Vorzügen und Beachtlichkeiten einer Betriebsnachfolge und Trainings mit dem Ziel, die individuellen Voraussetzungen und Gründungs-Vorbereitung zu stärken. In diesen begleiten-den Einzelcoachings erarbeiten die Teilnehmer mit Unterstützung zweier sog. Karrierescouts der HWK ihre persönlichen und Business-Ziele weiter aus, ermitteln ihren ggf. fehlenden Qualifizierungsbedarf und entwickeln einen Masterplan für ihren individuellen Weg in die Betriebsnachfolge.

Workshops und Coaching erleichtern Vorbereitung auf Betriebsnachfolge

Im ersten halben Jahr haben bereits 111 Teilnehmende die Workshops besucht, um sich über die notwendigen Vorbereitungsschritte für eine Nachfolge zu informieren. Zudem machten 23 Nachfolgeinteressierte vom Coaching-Angebot Gebrauch. Besonderes Interesse weckte im ersten Halbjahr eine Nachfolgeakademie für den erweiterten Austausch mit Gleichgesinnten und erfahrenen betriebswirtschaftlichen Beratungsexperten; die nächste Nachfolgeakademie startet im August; Interessenten melden sich über die HWK-Website an:
www.hwk-duesseldorf.de/betriebsnachfolge

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