Die angehende Kfz-Mechatronikerin Elisa Escher mit ihrem Chef Thomas Hornung (Autohaus Dresen, Mönchengladbach)
HWK Düsseldorf
Elisa Escher kann bei ihrem Chef Thomas Hornung (Autohaus Dresen Mönchengladbach) auf volle Unterstützung zählen.

Nachwuchssicherung für BetriebeSo läuft's: Kfz-Mechatronikerin Elisa Escher studiert trial

Eine Ausbildung im Handwerk – das war für Elisa Escher, deren Vater Anlagenmechaniker ist, von Anfang an klar. Zunächst interessierte sich die junge Frau für den Beruf der Goldschmiedin. Ausbildende Betriebe waren allerdings in ihrer Heimat im eher ländlichen Raum rar gesät. Obwohl sie privat immer schon mit Autos zu tun hatte, brachte erst ein Bekannter, dem sie mal „ein bisschen beim Schrauben geholfen hatte“, sie schließlich auf die Idee, es beruflich damit zu versuchen. Der Entschluss war gefasst, doch auch die Suche nach einem Ausbildungsplatz zur Kfz-Mechatronikerin war alles andere als ermutigend: Oft bekam Escher auf ihre Bewerbungen gar keine Antwort, oder Absagen. Der jungen Frau half schließlich die Arbeitsagentur, die ihr ein Praktikum vermittelte. Und das Autohaus Dresen in Mönchengladbach ließ sich dieses Talent nicht entgehen: Seit 2016 wird Elisa Escher dort zur Kfz-Mechatronikerin ausgebildet – seinerzeit als erste weibliche Auszubildende in der handwerklichen Sparte.

An Eigeninitiative fehlt es der angehenden Mechatronikerin nicht: Sie war es, die ihren Chef darauf aufmerksam machte, mit einem Trialen Studium nicht nur seine Auszubildende zu fördern, sondern so auch für den dringend benötigten Führungskräftenachwuchs im Unternehmen zu sorgen. Bei Thomas Hornung, Gesamtleiter Service, rannte sie damit offene Türen ein; denn das Autohaus (720 Mitarbeiter insgesamt, 80 am Standort) hatte in den vergangenen Jahren am Arbeitsmarkt die Erfahrung gemacht, dass Lehrlinge wie Fach- und Führungskräfte immer schwieriger zu finden waren.

Ideale Kombination: Handwerk und BWL

Die Gruppe der (Haupt-)Schulabgänger, aus denen das Handwerk früher den Großteil der Auszubildenden rekrutierte, breche immer mehr weg, erläutert dazu Frank Mund, Kreishandwerksmeister in Mönchengladbach und einer der Mit-Initiatoren der neuen Qualifizierung. Und für eine steigende Zahl von Abiturienten gelte es, „ihnen Alternativen zum Studium aufzuzeigen, die sie nicht unbedingt ‚auf dem Schirm‘ haben“. Genau hier setzt das Angebot des Trialen Studiums an, bei dem die Teilnehmer innerhalb von fünf Jahren Ausbildung, Meisterfortbildung sowie ein betriebswirtschaftliches Bachelorstudium „Handwerksmanagement“ absolvieren. Eine von ihnen ist Elisa Escher, die so einerseits als Spezialistin in ihrem Handwerk über technisches Wissen verfügt, aber gleichzeitig umfangreiche betriebswirtschaftliche Kompetenzen erwirbt. In den Augen ihres Arbeitgebers eine ideale Kombination, um auf lange Sicht Führungspositionen mit eigenen Nachwuchskräften adäquat besetzen zu können.

Mit seiner Trialen Studentin ist Service-Chef Hornung jedenfalls hochzufrieden: Bereits jetzt könne man ihr verantwortliche Tätigkeiten übertragen; besonders bei komplexen Aufgaben, die organisatorische Fähigkeiten erforderten, seien ihr Leistungswille und ihr Einsatz vorbildlich. Auch die Leistungen in der Berufsschule ließen für die Zukunft nur das Beste hoffen. Eine entsprechende Position ist deshalb für die heute 21-Jährige fest vorgesehen. Das Modell ist aber auch in der jetzigen Phase schon eine Win-win-Situation, wie der Service-Gesamtleiter berichtet. Denn „ganz nebenbei“ erhöht sich auch die Attraktivität des Betriebes für andere Bewerber. Inzwischen sind unter den acht Mechatroniker-Azubis übrigens drei Frauen.

Und was meint die angehende Handwerksmanagerin selbst? Klar, drei Abschlüsse in fünf Jahren, das sei sportlich, so Elisa Escher, und die Freizeit deshalb nicht so üppig bemessen. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt und was man will, so vermittelt es die junge Frau glaubhaft, dann wird man am Ende belohnt.

Trial studieren in der Praxis

Wie muss man sich das Triale Studium in der Praxis vorstellen? Dazu Rene Steinwartz, Koordinator des Studiengangs an der Hochschule Niederrhein: „In der ersten Phase liegt der Schwerpunkt auf dem Handwerk, im zweiten Abschnitt auf dem betriebswirtschaftlichen Studium, das berufsbegleitend absolviert wird.“ Dass die Studenten auf Mitstreiter aus anderen Gewerken treffen und später gemeinsam mit Kommilitonen beispielsweise aus den Bereichen BWL und VWL studieren, sieht er wegen des Austauschs als großen Vorteil. Schwierigkeiten können sich hauptsächlich aufgrund falscher Erwartungen hinsichtlich des Aufwands ergeben. Die Hochschule versucht hier nicht nur den Studierenden von Anfang an ein realistisches Bild zu vermitteln, sondern auch mit den Betrieben, deren Unterstützung immens wichtig ist, stets engen Kontakt zu halten. Für größere Betriebe ist es generell leichter, die zeitweise Abwesenheit von Mitarbeitern zu organisieren; diese sind deshalb auch besonders interessiert, etwa für die Nachfolge in Frage kommende Familienangehörige oder Mitarbeiter zu qualifizieren.

Eine solche Qualifizierung, die Studium und Praxis miteinander verbindet, sei aber vor allem der beste Garant, nicht von Arbeitslosigkeit betroffen zu werden – dies bekräftigten die Akteure bei einem Vor-Ort-Termin gemeinsam mit der Arbeitsagentur im Mönchengladbacher Autohaus.

Der Startschuss für das Triale Studium fiel im September 2015. Bei der Konzeption hatten Hochschule Niederrhein, Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach und Handwerkskammer Düsseldorf, die Interessen der Betriebe fest im Blick. „Wichtig ist, dass ausreichend Zeit für die praktische Ausbildung im Betrieb bleibt. Zudem dürfen für Unternehmen keine Mehrkosten entstehen“, sagt Rebecca Haag, Referentin für das triale Studium bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Die Vorlesungen an der Hochschule besuchen die Teilnehmer daher ausschließlich am Wochenende – freitagabends und samstags. Die Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule findet ganz regulär unter der Woche statt. Sie kann jedoch von vorneherein auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Lediglich während der Meisterfortbildung wird empfohlen, den Mitarbeiter von den betrieblichen Aufgaben unbezahlt freizustellen.

Elisa Escher, angehende Kfz-Mechatronikerin und triale Studentin
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Triales Studium Elisa Escher1
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In der Werkstatt: die angehende Kfz-Mechatronikerin Elisa Escher mit Chef Thomas Hornung (Autohaus Dresen Mönchengladbach)
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Beratung durch Kammer und Hochschule

Grundsätzlich kann der triale Studiengang mit jedem handwerklichen Ausbildungsberuf kombiniert werden und steht auch denjenigen offen, die ihre Ausbildung bereits begonnen oder schon abgeschlossen haben. „Voraussetzung für einen Studienplatz ist jedoch, dass der Bewerber über (Fach-)Abitur verfügt oder eine als gleichwertig anerkannte Vorbildung vorweisen kann“, so Rebecca Haag. Sie berät Betriebe bei Fragen rund um das triale Studium und unterstützt auch bei der Suche nach qualifizierten Auszubildenden. „Unternehmen, die an einem trialen Studenten interessiert sind, können sich in unsere Betriebsliste aufnehmen lassen und so Bewerbungen von geeigneten Kandidaten erhalten.“

Um die Eignung der angehenden Studenten zu prüfen, hat die Handwerkskammer einen Online-Test entwickelt. Er gibt Studieninteressierten wichtige Einblicke in die Lehrinhalte, damit diese frühzeitig herausfinden können, ob das Studium den eigenen Vorstellungen und Kenntnissen entspricht. Die ersten trialen Studenten haben 2018 schon ihre Gesellenprüfungen absolviert und mit der Meisterfortbildung begonnen. Derzeit studieren insgesamt 50 „Triale“ in allen Semestern, die ersten werden die Qualifizierung voraussichtlich in etwa einem Jahr – nach dann 10 Semestern – geschafft haben. Die Entwicklung zeigt, dass das Triale Studium ein Erfolgsmodell ist.

Bewerbungszeitraum

1. Mai bis 15. Juli 2020 unter:
www.hs-niederrhein.de/services/studieninteressierte/bewerbung

Ann-Kathrin Lauf HWK Düsseldorf

Ann-Kathrin Lauf

Abteilungsleiterin

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