Paula Düllmann steht am Werktisch in der Metallbauwerkstatt ihres Vaters in Krefeld
HWK Düsseldorf / Ingo Lammert
Metallbaumeisterin Paula Düllmann in der Werkstatt ihres Vaters in Krefeld

Letzte StudienphaseSo weit, so gut

Metallbaumeisterin Paula Düllmann ist im letzten Semester des Bachelor-Studiengangs „Handwerksmanagement“ an der Hochschule Niederrhein, das Ende ihres „Trialen Studiums“ ist schon greifbar nahe. Zweifel, ob ihr der anspruchsvolle Abschluss gelingen könnte, kommen in der Gegenwart der lebhaften jungen Frau gar nicht erst auf. Die Krefelderin ist nahezu ein Musterbeispiel an Zielstrebigkeit und schloss im Jahr 2021 bereits ihre Ausbildung und in 2022 die Meisterschule erfolgreich ab – mit gerade einmal 21 Jahren. Vorläufiger Höhepunkt: die Meisterfeier der Handwerkskammer im Mai, wo sie offiziell ihren Meisterbrief in Empfang nehmen und sich zusammen mit den anderen Meisterabsolventen des Jahres 2023 gebührend feiern lassen konnte!

Mit dem Abitur und einem sprachlichen Schwerpunkt standen Düllmann nach der Schule viele Türen offen. Doch da sie von klein auf immer im väterlichen Metallbaubetrieb dabei war und in den Sommerferien mitgeholfen hat, konnte sie sich „gar nichts anderes mehr vorstellen, als eine Ausbildung zu beginnen.“

Früh lernte sie: Handläufe für ein Altersheim zu fertigen und zu montieren, ist eine sinnvolle und befriedigende Tätigkeit. Das Wertschätzende des Handwerks mit dem Augenmerk auf Qualität („Ja, Handwerk hat seinen Preis – weil es Probleme löst und Kunden glücklich macht.“) hat sie dabei ebenso verinnerlicht wie die familiär vorgelebte Selbstständigkeit: „Mein Vater liebt seinen Beruf und geht darin auf.“ Scheu vor neuen Aufgaben oder gar Berührungsängste kennt auch die Tochter nicht. So hat sie nach Abschluss der Ausbildung ein halbes Jahr das Büro in der Firma gemanagt, Auslieferungsfahrten gemacht und ist als Beisitzerin im Gesellenausschuss tätig. Das in sie gesetzte Vertrauen macht sie unverkennbar stolz.

Aufträge gibt es bei Düllmann & Battke, wie fast überall, derzeit genug. Während die Firma in den Anfangsjahren auch viel für Privatpersonen gearbeitet hat, übernimmt man inzwischen mehr und größere Aufträge für die Industrie. Trotzdem wird immer noch viel in Handarbeit gefertigt. „Automatisierung hat Grenzen“, erläutert Düllmann mit Fachkenntnis, ein Schweißroboter beispielsweise lohne nur bei Serienfertigung. Ein Schwerpunkt war von Beginn an Event- und Messebau – zusammen mit seinem Partner aus dem Elektrohandwerk deckt Uwe Düllmann ein breites Leistungsspektrum ab. Doch auch klassische Metallbauarbeiten wie Vordächer, Treppen oder Geländer gehören nach wie vor zum Angebot.

Klassischer Start: Ausbildung im Metallbau

Schon als Auszubildende hatte Paula Düllmann so die Möglichkeit, viele Bereiche des Metallbauhandwerks kennenzulernen. Die Lehre empfand sie daher als das, was sie sein sollte: eine schöne Zeit, mit der die Grundlage für den weiteren Weg gelegt wird. In ihrem Fall ging das voll auf, auch weil die Eltern ihr immer den Rücken gestärkt haben. Die Entscheidung für das Triale Studium, die nach sorgfältiger Recherche und reiflicher Überlegung fiel, haben sie mitgetragen.

Sowohl die Abwägung wie auch das positive Umfeld sind wichtig, denn die Arbeitsbelastung ist nicht zu unterschätzen. „Jetzt mal einen Monat Pause, das wäre nicht schlecht.“ – dieser Gedanke kam, so Düllmann, auch bei ihr zwischendurch auf. Vor allem, wenn sie nach der regulären Arbeit im Betrieb noch zur Vorlesung an die Hochschule musste. Da wird es zeitlich einfach knapp, und so manche(r) erscheint in Arbeitskleidung im Unterricht ... Aber „unter Handwerkern kein Problem“, meint sie augenzwinkernd. Die zeitweise Umstellung auf Online-Unterricht während der Pandemie war der trialen Studentin schon aus der Berufsschule geläufig und stellte kein großes Hindernis dar; Online-Klausuren fand sie allerdings gewöhnungsbedürftig.

Wissenschaftliches Arbeiten und handwerkliche Praxis bekommt Düllmann scheinbar mühelos unter einen Hut. Sie ist bereits seit der Schulzeit mit einem strukturierten Lernmodus gut gefahren, tut sich auch gerne mit anderen in Lerngruppen zusammen. „Nur für den Freundeskreis ist so eine zweigleisige Kombination mit entsprechend wenig Freizeit schon anstrengend“, lacht die 23-Jährige. Paula Düllmann war dort die einzige, die eine Ausbildung gemacht hat, und ist mehr denn je davon überzeugt, den für sie richtigen Weg gewählt zu haben. Denn sie wollte auch auf „eigenen Beinen stehen“ – und eigenes Geld verdienen.

Die Leidenschaft für das Handwerk teilt sie übrigens mit einer anderen Metallbaumeisterin, die ihre Meisterprüfung im Vorjahr ebenfalls sehr erfolgreich abschloss. Sandrina Wulf und Paula Düllmann kennen sich seit der Ausbildung. Man trifft sich gerne zu „Schmiedeabenden“ und tauscht sich in einer metall-affinen WhatsApp-Gruppe aus. Düllmann erinnert sich noch, wie sie in ÜBL und Meisterschule die (eine) andere Frau traf – das sprichwörtliche Klischee von der „Männerdomäne“ Metallhandwerk scheinbar voll erfüllt.

Doch es geht auch anders: In der Firma Düllmann & Battke nehmen z. B. auch die männlichen Mitarbeiter selbstverständlich Elternzeit. Mit knapp 10 Mitarbeitenden lässt sich so mancher Wunsch nach Teilzeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfüllen – deshalb schätzt Düllmann die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre kleinerer Unternehmen. 2022 hat sie dennoch den sicheren Hafen verlassen, um Erfahrung zu sammeln und neues Terrain zu erkunden. Zunächst in einer Maschinenmanufaktur, aktuell in der Haustechnikabteilung einer Großwäscherei. Dort ist sie als Koordinatorin und im Lagermanagement tätig. Die letzten Module an der Hochschule hat sie berufsbegleitend absolviert, jetzt steht nur noch die Bachelorarbeit an. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Metallbauunternehmen dem Aspekt des Fachkräftemangels begegnen können.

Im Hinblick auf die kommenden Herausforderungen sieht sich die triale Studentin gut aufgestellt. Paula Düllmann versteht sich als Vertreterin eines modern ausgerichteten Handwerks und zeigt damit auf, wohin es in Zukunft gehen kann: als Frau im Handwerk, mit einer soliden Basis und breitgefächertem Wissen. Und sollte ihr doch einmal langweilig werden: Ein neues „Bauprojekt“ steht auf dem Firmengelände – es ist ein 3,5-Tonner, den die junge Frau für Reisen umbauen will.



Bewerbung

 www.hs-niederrhein.de/bewerbung-und-einschreibung

Metallbaumeisterin Paula Düllmann mit ihrem Meisterbrief auf der Meisterfeier der Handwerkskammer
HWK Düsseldorf
Düllmann im Mai 2024 mit dem Meisterbrief auf der Meisterfeier der HWK

Ann-Kathrin Lauf HWK Düsseldorf

Ann-Kathrin Lauf

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