Schuhmacherin Karina Ranft vor ihrem Geschäft in Düsseldorf-Gerresheim
HWK Düsseldorf
Schuhmacherin Karina Ranft vor ihrem Geschäft in Düsseldorf-Gerresheim

Schwerpunktthema "Local Hero"Werkstatt 2023

„Local Hero“ heißt das Schwerpunktthema, unter dem wir Handwerkerinnen und Handwerker in acht emotionalen und informativen Porträts vorstellen. Sie stehen für Vielfalt und Engagement des Handwerks, das sie auf ihre ganz persönliche Weise leben, als Steinmetzin oder Dachdecker, Schuhmacherin, Tischler, Brauer oder Goldschmied. Sie fertigen nachhaltig, setzen sich für soziale Belange, Natur- und Denkmalschutz ein oder betätigen sich ehrenamtlich. Sie machen sich für Qualifizierung stark – ob im Familienunternehmen oder als Berufsschullehrer. Stellvertretend repräsentieren sie Unternehmerinnen, Mitarbeiter und Azubis in 60.000 Betrieben des Kammerbezirks.

So typisch die lokale Verwurzelung für die „Wirtschaftsmacht von nebenan“ auch sein mag, ist das Handwerk gleichzeitig immer mehr in globale Zusammenhänge eingebunden. Nach Corona kamen Lieferkettenprobleme und Materialknappheit, der Krieg in der Ukraine und Inflation. Klimakrise, Energie- und Mobilitätswende wirken sich auf jeden Einzelnen aus und beschäftigen auch das Handwerk grundlegend.  Inzwischen ist klar geworden: Die notwendige Transformation wird nur mit dem Handwerk gelingen. Was sich als Antriebskraft im Kleinen bei unseren Alltagshelden zeigt, ist dazu angetan, das große Ganze zu stemmen.

Ich wünsche mir wieder mehr Vertrauen in die Innovationsfähigkeit des Handwerks.

Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf



Johannes Lehmbrock beim Testen des Bieres im Gärkeller seiner Brauerei
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Kamp-Lintfort: In seiner Heimat erfüllte sich ein Brauer und Mälzer den Traum von der eigenen Brauerei.

Klein aber fein: Ein Prosit aufs Handwerk

Auf dem Geilings Hof in Saalhoff, seit sieben Generationen im Besitz der Familie Lehmbrock, wurde fast zwei Jahrhunderte Landwirtschaft betrieben. Bis Anfang der 90er Jahre die BSE-Krise zum Umdenken zwang und Heiner Lehmbrock erfolgreich einen Gerüstbauerbetrieb gründete, in den beide Söhne als Geschäftsführer einstiegen. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, wenn nicht einer der Söhne, Johannes Lehmbrock, seine früh entdeckte Leidenschaft fürs Bierbrauen schließlich doch noch verwirklicht hätte. Nach Ausbildung bei einer Großbrauerei, BWL-Studium in Münster, ersten Schritten als Bierbrauer und Meisterschule in Bayern investierte Johannes Lehmbrock in modernste Brautechnik und produziert seither in den schmucken Räumen der zur Brauerei umgebauten Hofanlage 7 Sorten feinsten eigenen Biers: Geilings Bräu. Als regionaler handwerklicher Anbieter liegt er voll im Trend. Mit Hopfengarten, Brauereiführungen und „Hopfen rockt“-Festival sowieso. 
 

Schuhmacherin Karina Ranft sitzt neben einer alten Nähmaschine aus Museumsbestand
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Jung, hip und urban: Nachhaltiges Schuhmacherhandwerk in Düsseldorf.

So wird ein Schuh draus!

Karina Ranft hat ihre Ausbildung zur Schuhmacherin erst mit 27 Jahren begonnen – ein später beruflicher Neuanfang. Dabei wollte sie eigentlich schon immer etwas Handwerkliches machen. Heute ist die gebürtige Polin selbstständig und führt seit 2019 eine kleine Schuhmacherei in Düsseldorf-Gerresheim. Der individuell gestaltete Verkaufsraum, der auch als Werkstatt dient, verströmt liebenswerten Retro-Charme. Nachhaltigkeit ist hier kein Lippenbekenntnis, sondern wird konsequent betrieben: Karina Ranft ist Teil des digitalen Netzwerks „Repair Rebels“ und setzt sich für Circular Fashion in der Produktion ein – mit dem Ziel, lokales Handwerk wieder „hip“ zu machen. Die zweifache Mutter hat sich auf Sneaker spezialisiert – passend zum urbanen Lebensgefühl …

Tischler Michael Hündgen steht im Waldgebiet in der Nähe seines Betriebes.
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Wofür es sich zu arbeiten lohnt. Ein Tischler in Meerbusch erzählt.

Bleibende Werte

Wenn Michael Hündgen beginnt zu erzählen, muss man sich anstrengen mitzukommen. Der 60-jährige Tischler ist ein Tausendsassa, vielfach engagiert und interessiert: Ob Energiewende, Denkmalschutz, Umwelt oder Familie – an Ideen mangelt es dem Vater zweier Töchter nicht. Seit bereits zum zweiten Mal ein Brand Teile des Betriebsgebäudes in Meerbusch stark in Mitleidenschaft zog und er durch einen Rechtsstreit ausgebremst wurde, ist er unfreiwillig „unterfordert“ und kann nicht so arbeiten, wie er will. Die wichtigste Frage lautet daher für ihn derzeit: Wie wird die Zukunft, wie geht es mit dem Betrieb weiter? Sowohl das ehrenamtliche Engagement, die Leidenschaft für ökologische Bauweise also auch die Tätigkeit im Denkmalbereich und seine Naturverbundenheit sind stark beeinflusst von Kindheitsprägungen.
 

Berufsschullehrer Johannes Ulke im Gespräch mit vier Schülern in der Kfz-Werkstatt der Schule
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Das ungewöhnliche Engagement eines Berufsschullehrers im Kfz-Handwerk in Wuppertal.

Ein Mann mit Eigenschaften

Der Lehrer, den jeder selbst gerne gehabt hätte: Johannes Ulke ist ein Pädagoge mit Ecken und Kanten. 1982 geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, gab es erste Berührungen mit dem Handwerk schon in der Kindheit. Nach Abitur, Ausbildung im Kfz-Handwerk und Fortbildung zum Kfz-Technikermeister sattelte er mit dem Bachelorabschluss in Elektrotechnik und Sozialwissenschaften und dem Master of Education für das Berufskolleg noch einmal drauf. Seit rund 10 Jahren unterrichtet er am Berufskolleg Werther Brücke in Wuppertal, dessen Außenstelle Gewerbeschulstraße er mittlerweile leitet. Ulke schafft es mit natürlicher Autorität und dem ein oder anderen lockeren Spruch zu motivieren, fordert aber auch die Eigeninitiative seiner Schüler ein. Deshalb treibt er auch den deutsch-französischen Lehrlingsaustausch im Bereich Kfz hartnäckig voran. Für den Erfolg der dualen Ausbildung kann solch ein Engagement nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Dachdeckermeister Felix Moll mit seinen Mitarbeitern Arno Drews und Katharina Brüggemann in der großen Lagerhalle seines Betriebs
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Innovativ am Niederrhein - ein Dachdeckerunternehmen der neuen Generation in Korschenbroich

The Sky ist the Limit

Visionär. Innovativ. Unkonventionell. Das sind Begriffe, die man gemeinhin mit dem Silicon Valley in Verbindung bringt. Die aber genauso gut Felix Moll und seinen Betrieb beschreiben könnten. In Korschenbroich – dem niederrheinischen Silicon Valley, wenn man so will – bringt der Dachdeckermeister mit seinem „M-Team“ frischen Wind ins Handwerk. Das „Dachdecker-Gen“ hat ihm sein Vater Willibert vererbt, und auch sonst gibt es kaum einen Bereich, den die Nachfolgegeneration sich nicht zutraut: Nachhaltige Energieerzeugung, digitale Transformation und Innovationsfähigkeit inklusive Start-up-Gründung gehen bei Moll wie selbstverständlich Hand in Hand mit Heimatverbundenheit und aktiver Beteiligung in der der Innung oder bei den Handwerksjunioren. Traditionelles Handwerk mit erstaunlichem Coolness-Faktor!
 

Goldschmiedemeister Berthold Hloschek mit Tochter und Enkelin im Geschäft in Solingen
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In Solingen gelingt Qualifizierung im lebendigen Miteinander eines alteingesessenen Goldschmiedebetriebs.

Familienbande

In der Solinger Gold- und Platinschmiede Hloschek summt es wie in einem Bienenkorb. Die Aufgaben, die ein Meisterbetrieb des gestaltenden Handwerks so mit sich bringt – vom Einkauf über die Neuanfertigung oder Reparatur bis zur Nachwuchsausbildung, von der Buchhaltung über die Dekoration bis zum Verkauf – sie verteilen sich hier auf viele talentierte Schultern: Da sind Berthold Hloschek, der Senior, der diese Bezeichnung Lügen straft und sehr aktiv in der Werkstatt tätig ist, und seine Tochter Andrea Hloschek, die als Inhaberin 2015 die familieninterne Nachfolge antrat, sowie Enkelin Mira Augustin und ihre Schwägerin Jessica Augustin, die als 3. Generation das Familienquartett komplettieren. Aber auch der Geselle, die Auszubildende oder die Mitarbeiterin bringen ihre handwerklich-gestalterische oder kaufmännische Expertise mit ein. Das alles ergibt eine lebendige und sehr sympathische Mischung, die überdies noch erfolgreich ist: In der „Qualifizierungskette“ vom Meister über den Gesellen bis zum Azubi. Als Garant für Qualität und Wertschöpfung. Und in der positiven Wirkung, die ein inhabergeführtes Fachgeschäft für eine lebenswerte Innenstadt bedeutet.

Steinmetzmeisterin Cornelia Pastohr in ihrer Werkstatt
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Bei einer Neusser Steinmetzmeisterin gehen Persönlichkeit und Talent eine glückliche Verbindung ein.

Hand aufs Herz

Cornelia Pastohr erhielt bereits mehrfach Auszeichnungen, 2021 den Förderpreis Handwerk der Düsseldorfer Jonges oder – für den Einsatz in der Fluthilfe im Ahrtal – den Ehrenamtspreis des Westdeutschen Handwerkskammertags (2022). Um das Projekt „GesellenHelfen“ in Gang zu bringen, nutzte die selbstständige Steinmetzmeisterin die Kontakte aus ihrer Wandergesellenzeit. Es hat sich mittlerweile zu einem großen Netzwerk von Handwerkerinnen und Handwerkern entwickelt, die sich vor allem für den Erhalt von wertvollen historischen Gebäuden einsetzen. Ein Bereich, in dem auch die 44-Jährige mit Leidenschaft tätig ist. Ihrem Betrieb wurde außerdem das nordrhein-westfälische „Qualitätszeichen“ verliehen. Doch das eigentlich Bemerkenswerte liegt vielleicht in der natürlichen Begabung von Cornelia Pastohr, ganz unvoreingenommen mit Menschen in Verbindung zu treten. Offen, unkompliziert, herzlich. Eine echte Handwerkerin eben.
 

Fred Schulz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid, an seinem Schreibtisch
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Vorbildlich: "Mister Kreishandwerkerschaft" im Bergischen Land

Ehre, wem Ehre gebührt

Wer mit Fred Schulz in Remscheid unterwegs ist, ob im Rathaus, auf der Straße oder im Handwerk, wird Zeuge vieler Begegnungen des 66-Jährigen mit Bekannten und ehemaligen Weggefährten. In der Stadt ist er bekannt wie sonst kaum jemand – dabei ist der bergische „Mister Handwerk“ gar kein gebürtiger Remscheider, sondern ein Kind des Ruhrgebiets. 1956 in Bochum geboren, verbindet ihn mit seiner Heimatstadt noch heute die alte Liebe zum VfL Bochum. Doch hat er sich längst voll und ganz seiner Wahlheimat Remscheid verschrieben: während seiner Zeit als Oberbürgermeister von 1999 bis 2004 und vor allem als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid, für die er seit über 30 Jahren mit Herz und Leidenschaft tätig ist. Für das lokale Handwerk hat er in dieser Zeit viel erreicht. Ob Fachkräftenachwuchs, Schwarzarbeitsbekämpfung oder Öffentlichkeitsarbeit: Die Energie, mit der er Ideen in die Tat umsetzt, sucht ihresgleichen.
 

 

Ausführliche Porträts im Magazinteil sowie Zahlen und Fakten im Online-PDF:



59.589 Mitgliedsbetriebe
 

7.281 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge
 

4.000 Ehrenamtliche
 

260 Mitarbeitende
 

7.956 Beratungen
 

6.743 Teilnehmende an Fort- und Weiterbildungen
 

Geschäftsklima HWK nach Regionen
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Die Entwicklung des Geschäftsklimaindexes seit 2016 zeigt deutlich die Einschnitte durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine.
 

Kerkmann Frauke HWK Düsseldorf

Frauke Kerkmann

Pressereferentin

Georg-Schulhoff-Platz 1

40221 Düsseldorf

Tel. 0211 8795-143

Fax 0211 8795-95143

frauke.kerkmann--at--hwk-duesseldorf.de